Ecuador - Teil 1

Sowohl 2008, 2009, 2010 als auch 2011 habe ich Ecuador besucht, wobei ich aber nur im Jahre 2008 und 2011 intensiv nach Spinnen gesucht habe. Detailierte Informationen über das Land und meine Reise sowie der gefundenen Spinnentiere findet sich in folgenden Ausgabe der Arachne.

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Ecuador ist ein recht kleines Land , hat aber aufgrund seiner geografischen Besonderheiten eine unglaublich große Diversität bzgl. seiner Flora und Fauna aufweist.

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Startpunkt meiner Reise ist die größte Stadt Ecuadors : Guayaquil. Diese Region ist stark bewohnt, jedoch gibt es ca. 30 km von Guayaquil ein kleines Schutzgebiet mit dem Namen Bosque Protector Cerro Blanco. Hier wird noch ein Gebiet eines ursprünglichen Trockenwaldes geschützt, welchen man in der Form ansonsten nirgendwo mehr findet. Einen Eindruck über den Bosque Protector gewinnt man hier: www.bosquecerroblanco.org

Hier konnte ich bisher 3 verschiedene Theraphosidae sp, darunter zwei Pamphobeteus spp. , finden und man kann die Tiere sehr schön in ihrem natürlichen Habitat beobachten. In dieser Region gibt es ungefähr von Januar bis Mai eine Regenzeit. Adulte Männchen der Arten sind ca. im Juni zu finden. Nach der Verpaarung bauen die Weiber  in der Hochzeit der Trockenzeit im September ihre Kokons. Ab November leben die Tiere dann sehr zurückgezogen und bereiten sich auf ihre Häutung vor.

Diese von mir beobachteten Vogelspinnen  benutzen  keine Spinnweben , um ihre Unterschlüpfe unter Steinen oder Baumwurzeln zu verschließen. Man findet lediglich etwas Spinnseide um den Unterschlupf herum.  Des weiteren kommen Tiere mit ihren Kokons sogar bis zu einem Meter vor ihre Unterschlüpfe. Dieses verwundert etwas aufgrund der zahlreich vorkommenden Pepsis sp.

Hier ein Bild der im Nationalpark häufigen Pepsis sp.

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Habitat der Pamphobeteus spp. und der anderen unbekannten Theraphosidae sp.

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Typischer Unterschlupf im Wurzelwerk der Bäume

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Unterschlupf unter großen Steinen:

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Selten fanden sich auch Röhren, die direkt im Waldboden verliefen:

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Pamphobeteus sp. mit Kokon

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Adultes Weibchen:

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adultes Männchen:

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juveniles Tier:

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Pamphobeteus sp. am Eingang seiner Wohnröhre:

Es kommt im gleichen Habitat jedoch noch eine weitere große Pamphobeteus sp. vor. Diese haben eine andere Behaarung und Färbung und die adulten Männchen sind deutlich von den adulten Tieren der ersten Pamphobeteus sp. zu unterscheiden, Auch waren diese Spinnen leichter reizbar und sehr defensiv eingestellt.

Adulte Weibchen:

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adultes Männchen:

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( Foto: Jorge Penafiel )

In gleichem Habitat mit diesen beiden großen Vogelspinnen lebt noch ( odere mehrere )  eine kleine Theraphosidae sp. So konnte ich adulte Männchen finden. Ob das darunter gezeigte weibliche Tier der gleichen Art entspricht, ist spekulativ.

altes adultes Männchen einer unbekannten kleinen Theraphosidae sp. aus dem Bosque Protector Cerro Blanco:

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frisch adultes Tier:

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unbekannte Vogelspinnenart. Diese war sehr scheu und nur schwer zu fotografieren:

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Es leben auch weitere mygalomorphe Spinnen in diesem Gebiet. Häufig kann man an Hängen oder zwischen Baumwurzeln Netze von Linothele cf. macrothelifera sehen.

Linothele cf. macrothelifera:

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eine weitere unbekannte mygalomorphe Spinne lebte in Erdlöchern an Hängen:

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Ebenfalls im Bosque Protector Cerro Blanco kann man Nephila clavipes finden. Diese Tiere sind am ehsten an Lichtungen anzuteffen.

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Des weiteren bewohnt  eine sehr große Anzahl der unten gezeigten Echsen auf dem Waldboden. Es ist davon auszugehen, dass diese einen Teil der Beute der großen Spinnen darstellen.

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Nach Guayaquil bin ich über einige Zwischenstationen nach Vilcabamba gereist, welches ein nettes und ruhiges Dörfchen inmitten der Berge ist. Vilcabamba liegt ca. zwischen 700 und 2028 Metern und eignet sich sehr schön zum wandern.
Umgebung von Vilcabamba:

Einige Impressionen aus der Umgebung von Vilcabamba: Gipfelkreuz des höchsten Berges in der Umgebung, der Mt. Mandango mit 2028 Metern.

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Berge um Vilcabamba

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Verschiedene Arten von Sukkulenten haben sich dem Klima angepasst:

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Natürlich habe ich meine Wanderungen in den Bergen auch für die Suche nach Vogelspinnen genutzt. Dabei findet man  auch viele  andere interessante Tiere, wie diese mir unbekannte Skorpionart:

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Interessanterweise lebt nur in den Kakteen in den Bergen und nie in den auch dort vorkommenden Sträuchern diese hübsche Argiope sp.

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Auch bezüglich Vogelspinnen konnte ich eine spannende Entdeckung machen. Unter Steinen lebt in dieser Gegend zwei unbekannte Theraphosidae spp.

Auf dem folgenden Bild erkennt man den Unterschlupf einer Spinne nach Entfernen eines Steines:

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nicht geschlechtsreifes Männchen:

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Hier im Bild ist eine Wohnröhre eines adulten Weibchens der zweiten in dieser Gegend lebenden Vogelspinnenart zu sehen. Die Röhre wurde auch von einer relativ großen Ameisenart bewohnt: In der Mitte erkennt man noch die Spinne.

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Weibchen

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Nach meinem Aufenthalt in Vilcabamba besuchte ich die Städte Loja und Zamora. An sich ist dort nicht viel los, jedoch liegt in der Umgebung der Podocarpus Nationalpark. Dieser gliedert sich durch die geografischen Begebenheiten in zwei Teile. In Loja herrscht in größeren Höhen eine Landschaftsform namens Paramo vor mit einem kalten und windigen Klima. In tieferen Regionen besteht der Nationalpark aus kühlen Nebelwäldern. Im Teil des Podocarpus Nationalparks, der zu Zamora gehört ist das Klima feuchtwarm und tropisch und die Gegend gehört schon zum "Oriente", dem Amazonsbecken.
Zuerst hielt ich mich in Loja auf.
In den unteren Regionen muss man sich bei Aufstieg durch feuchten und dichten Nebelwald bewegen:

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Die Bäume sind dicht mit Epiphyten bewachsen:

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Kommt man in größere Höhen ändert sich die Vegetation über der Wolkengrenze relativ schlagartig. Jetzt herrschen Moose und Flechten sowie kleine Sträucher vor. Gerade in dieser recht unwirtlichen Gegend konnte ich einige Spinnen finden.

Paramo:

Das Wandern in dieser Höhe ist auch nach einer Eingwöhnungszeit recht anstrengend:

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In mit Gespinnst bekleideten Wohnröhren konnte ich in diesem Habitat eine mit ca. 4 cm Körperlönge recht große Spinne finden. Es scheint sich hier ggf. um Linothele gaujoni zu handeln, welche aus dieser Gegend beschrieben ist.

Bild einer Wohnröhre:

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Linothele gaujoni

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Aufgrund des Gespinnstes ließen sich die Wohnröhre der Linothele sp. deutlich von anderen Röhren unterscheiden, in denen aber auch keine Vogelspinnen lebten. Sehr zahlreich kommt in dieser Gegend eine Lycosidae sp. mit roten Chelizeren vor. Die Tiere waren sehr neugiering und ließen sich mit einem Grashalm leicht an den Eingang locken.

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Doch erfreulicherweise fand ich auch in dieser Region etwas abseits des Pococarpus Nationalparks Vogelspinnen auf ca. 2000 Metern Höhe. Diese lebte in flachen Mulden unter Steinen. Auch hier ist die Art unbekannt. Es soll rund um Loja die Art Cyclosternum gaujoni vorkommen, jedoch ist über das Aussehen dieser Tiere mir nichts bekannt.

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Das Habitat dieser Theraphosidae sp.

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Nach Loja machte ich mich nach Zamora auf, welches in der Nähe des eher tropisch - warmen Teils des Podocarpus Nationalpark liegt. Der Wechsel des Klimas ist wirklich erstaunlich. Die Vegetation ist eine völlig andere und in der feuchtwarmen Umgebung ist selbst jeder Baum noch dicht bewachsen. Ich kann an dieser Stelle schon erwähnen, dass ich auf meinem Tagesbesuch keine Vogelspinnen gefunden habe. Ich konnte aber dafür andere spannende Spinnentiere beobachten.

Zamora ist eine kleine verschlafene Stadt, in der es selber nichts  zu entdecken gibt.  Hier mal ein Blick in die " Hauptstraße ":

Man kann an dieser Stelle sehen, dass die Bäume nahezu lückenlos mit Moosen und Epiphyten bewachsen sind:

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Auch abenteuerliche Brücken gilt es zu überqueren:

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Der Nationalpark hat als weitere Sehenswürdigkeit viele Wasserfälle:

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Hier ein Blick auf die Vegetation. Die vielen Pflanzen sind ein ideales Versteck für viele Spinnenarten :

Am Boden des Regenwaldes fanden sich zahlreiche Trichternetze, welche typisch für Spinnen der Familie Agelenidae sind. An dieser Stelle konnte ich einige Besonderheiten feststellen. Völlig gleichartige Trichternetze , die teilweise gleich nebeneinander waren, wurden von zwei unterschiedlichen Spinnenarten benutzt. Ob diese nur zufällig in unmittelbarer Nähe zueinander leben oder ob die eine Art der anderen die Netze streitig macht, ist unklar. Der Großteil der Netze wurde von dieser Spinne bewohnt:

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Aber immer wieder fanden sich zwischendrin Netze mit diesen Spinnen:

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Interessant war auch, dass die zuerst gezeigten Spinnen ihre bläulichen Kokons am Hinterleib mit sich herumtragen:

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Wie hoch die Anzahl der einzelnen Individuen war, sieht man auf dem folgenden Bild. Die Wand ist über und über mit Netzen bedeckt:

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Des weiteren finden sich im Podocarpus Nationalpark auch verschiedene Gasteracantha und Micrathena spp.

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Ein tolles Erlebnis für mich war es dann, eine der mehreren aus Ecuador beschriebenen sozial lebenden Spinnen zu beobachten. Es ist schon ein besonderer Anblick, hunderte von Spinnen zu sehen, die zusammen Jagen und sich ein großes Netz teilen. Im Podocarpus Nationalpark und noch an andere Stelle in Ecuador fand ich Theridion nigroannulatum.

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Neben Spinnen gibt es natürlich noch alle möglichen anderen Krabbeltiere zu entdecken. Besonders faszinieren mich Atta spp. ( Blattscheneiderameisen ), die im gesamten tropischen Teil Ecuadors vorkommen. Auf dem folgenden Video kann man sehen, wie die Tiere emsig auf der einen Seite den "Müll" nach draußen tragen und auf der anderen Seite des Baus frische Blätter zur Kultivierung ihres Futterpilzes hineinbringen:

Königin einer Atta sp.

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