Im November 2009 bereiste ich für einen Monat Vietnam. Der Start - und Endpunkt der Reise war Ho Chi Minh City ( ehemals Saigon ) und die Reise ging vom südlichsten Teil Vietnams bis in den Norden ungefähr in die Höhe von Hanoi und wieder zurück. Insgesamt habe ich nur wenige Tage mit der Suche nach Spinnen verbracht, konnte aber an jedem dieser Tage einige schöne Entdeckungen machen.
Nach einem kleinen Abstecher in das Mekong Delta ging es zuerst Richtung Osten von Saigon nach Dalat. Dieser Ort is recht hoch gelegen und auch in den warmen Monaten recht kühl. Die Landcschaft wird dort, wo es eine Urbanisierung noch nicht stattgefunden hat, vor allem von Nadel - und Laubwäldern bestimmt und erinnert mehr an europäische Wälder.
Landschaft um Dalat:
Ohne zu wissen, ob überhaupt in der Gegend und in dieser Landschaftsform Vogelspinnen vorkommen, konnte ich auf einer Tour in die umgebenen Berge am Straßenrand aber doch eine der für asiatische Vogelspinnen typischen Wohnröhren finden, die horizontal in die Böschung gegraben war. Im Gegensatz zu den Wohnröhren südamerikanischer Bodenbewohner, die aus meiner Erfahrung häufig überhaupt keine Spinnseide am Ausgang ihrer Röhren haben, sind die Röhren der asiatischen Bodenbewohner eindeutig zu erkennen.
Man erkennt die Wohnröhre genau in der Bildmitte:
Erfreulicherweise war die Röhre auch bewohnt, jedoch ließ sich das Tier nicht weit herauslocken, so dass ich die Spinne zum fotografieren ausgraben mußte. Ich bekam dafür auch noch Hilfe von einem Waldarbeiter, der gerade in der Nähe mit seinen Kollegen eine Pause einlegte.
Der Bewohner entpuppte sich als eine unbekannte Ornithoctoniae , die farblich etwas an Haplopelma schmidti erinnerte, jedoch nicht die dafür typische weiße Behaarung an den Außenseiten der Chelizeren aufwies. Auch war das Tier mit ca. 4 cm Körperlänge sicherlich nicht adult. Weitere Spinne der Art fand ich leider in der näheren Umgebung nicht.
Nach Besuchen in Nha Trang und Hoi An ohne Spinnensuche stand auf dem weiteren Weg Richtung Norden Hue auf der Liste der zu besuchenden Orte. Ich ließ es mir nicht nehmen, von dort aus eine Tour in den Bach Ma Nationalpark zu mache, welcher etwa 1-2 Stunden entfernt liegt ( je nach Transportmittel ). Der Bach Ma Nationalpark liegt ungefähr in der geografischen Mitte Vietnams und hat eine entgegengesetzte Regenzeit zum Norden oder Süden. Herrscht im Süden im November Trockenzeit, so ist dies der Monat mit den meisten Niederschlägen im Bach Ma Nationalpark. Ich hatte allerdings Glück und am Tag meines Besuches herrschte Sonnenschein. Vor einiger Zeit sind in Europa einige Exemplare einer wunderschönen Ornithoctoniae namens Haplopelma sp. " Bach Ma " aufgetaucht, die ich hier gerne mal in ihrem natürlichen Habitat beobachten wollte.
Eingang zum Bach Ma Nationalpark:
Um mir etwas Arbeit zu sparen, habe ich direkt die Nationalparkmitarbeiter gefragt, wo diese denn wohl mal Spinnen gesichtet hatten und tatsächlich fanden sich dann recht viele Wohnröhren an den angegebenen Orten Die Tiere ließen sich auch sehr leicht aus ihren Verstecken locken und nich mußte nicht graben, um gute Fotos zu machen. Interessanterweise fanden sich die Wohnröhren immer nur horizontal in Hängen.
Hier ein Blick in das Habitat:
Verschiedene Haplopelma sp. " Bach Ma " am Eingang der Wohnröhre
Die Tiere saßen teilweise auch am Tage am Eingang der Röhren
Interessant war, daß die Tiere innerhalb ihrer Wohnröhren ausgesprochen aggresiv waren. Hat man sie jedoch zum fotografieren entfernt, so bewegten sie sich fast überhaupt nicht mehr und waren ausgesprochen ruhig.
Hier ein großes Weibchen bei Schlagen nach einem Grashalm
Meiner Meinung nach gehört diese Spinne aufgrund ihrer kontrastreichen Färbung zu einer der schönsten asiatischen Spinnen
Ab und an mußte man auch etwas klettern, um an die Wohnröhren zu kommen. Hier ist eine ca. 1 m links von mir zu sehen
Haplopelma sp. " Bach Ma " bei fangen von Gras....
Es bleibt zu hoffen, daß die Bestände der Tiere nicht durch illegales Absammeln dezimiert werden. Das Habitat ist durch den Nationalpark vor einer Zerstörung gesichert.
Nach dem Besuch im Bach Ma Nationalpark ging es weiter Richtung Norden nach Nhin Bin. Sehenswert ist diese Gegend aufgrund ihrer Kalksteinfelsen, die mitten in der ansonsten flachen Ebene stehen. Hier war es zum Zeitpunkt meines Besuches recht kalt und diesig, was der Ladnschaft etwas mystisches gab, jedoch beim Moped fahren doch schon auf die Dauer störte. Auch hier fand ich überraschend Vogelspinnen. Diese lebten ebenfalls in horizontalen Wohnröhren. Die Röhren waren aber sehr klein und schwer zu entdecken und auch die Bewohner waren ausgewachsen "nur" ca. 1,5 cm lang
Umgebung um Nhin Bin
Habitat der unbekannten Theraphosidae sp
Böschungen, an denen sich zahlreiche Wohnröhren fanden
Wohnröhre, typischerweise mit viel Spinnseide umgeben. Diese Spinnen bauten Röhren mit mehreren Ausgängen. Auch die Gänge waren dicht mit Spinnseide ausgekleidet
unbekannte Theraphosidae sp.
adultes Männchen
Nach diesen etwas überraschenden Funden ging es weiter Richtung Norden nach Halong Bay und Hanoi, ohne daß ich nach Spinnen suchte. Von Hanoi ging es dann per Flugzeug zurück nach Saigon und von da ganz in den Süden Vietnams , wo ich dann auch ohne damit zu rechnen eine sehr schöne Vogelspinne beobachten konnte. Hierbei handelte es sich um eine große Chilobrachys dyscolus. die ebenfalls tiefe horizontale Wohnröhren an Hängen , aber auch Röhren im Wald unter Baumwurzeln etc. anlegte. Die Tiere waren sehr scheu und es war äußerst schwer, diese zu fotografieren.
Habitat Chilobrachys dyscolus. und Wohnröhre:
Chilobrachys dycolus am Eingang der Wohnröhre
Die Wohnröhren der Tiere gingen über eine Tiefe von ca. einem Meter in die Hänge
Dafür wurde man aber mit Bildern einer wunderschönen Spinne belohnt. Hier ein großes Weibchen
Gerade die mittelgroßen Tiere hatten einen schönen Blauschimmer:
Aber auch bei den großen Tieren ist dieser noch gut zu erkennen:
Typisch für Chilobachys dycolus . ist die Aggressivität, wenn die Tiere bei Bedrohung keine Fluchtmöglichkeit mehr haben. Die Zikaden in dieser Region Vietnams hatten wie auf dem Video zu hören eine besondere Lautstärke...