Zwischen Oktober und Novmber 2010 bereiste ich Sri Lanka für insgesamt einen Monat. Ich plante nach der Ankunft in Negombo, ca. 20 km nördlich von Colombo, nach Anuradhpura im Norden des Landes zu fahren. Von dort sollte es dann wieder Richtung Süden in die Bergwelt um Kandy und letztendlich über den Südosten des Landes and die Südküste gehen. Ich wollte die ersten 2 Wochen dazu nutzen, die aus Sri Lanka beschriebenen Vogelspinnen zu suchen, um die verbleibenen 14 Tage an den Stränden der Südküste zu verbringen.
Des weiteren versuchte ich bevorzugt die Gegenden aufzusuchen, welche in dem Artikel " Study of the distribution of the genus Poecilotheria of the Family Theraphosidae in Sri Lanka" by Andew Smith et al. veröffentlicht wurden. Das Ziel war, den Bestand der Poecilotheria spp. mit 2003 zu vergleichen.
Den Artikel kann man hier lesen: www.pdn.ac.lk/cjsbs/text/text34.7.pdf
Nach den ersren beiden Nächten in Negombo fuhr ich bei einem Ausflug mit dem Fahrrad auf die nördlich gelegenen umliegenden Dörfer, um die Bewohner nach Vogelspinnen zu befragen. Ich hatte ein Buch mit Bildern der Tiere mit, damit ich zeigen konnte, nach was ich genau suchte. Ich war überrascht, dass sofort eifrig mit dem Kopf genickt wurde, als ich das Bild einer Poecilotheria sp. zeigte. Es wurde mir bestätigt, dass es die Tiere ganz in der Nähe gebe. Nach einer etwas längeren Radfahrt und einem kleinen Fußmarsch zeigte sich dann, dass die Bewohner zwar sehr auf die farbliche Musterung der Bilder achten, der Form der Spinnen aber keine Bedeutung zukommen lassen. Aus diesem Grund waren die besagten Spinnen Exemplare von Nephilengys malabarensis, welche ja auch schwarz-weiss gemusterte Beine besitzen.
Ich wußte, daß ca. 10 km nördlich von Negombo auf einer Kokosnuss Versuchsplantage in Lunuwila Poecilotheria fasciata vorkommt. Daher machten wir am Folgetag auf dem Weg nach Anuradhpura einen Zwischenstop, um die Tiere zu fotografieren. Leider war die Plantage am diesem Tag nur von einem übel gelaunten Menschen besetzt, der nicht die Erlaubnis geben könne, an einem Sonntag Fotos zu machen.
Glücklicherweise jedoch fand ich Poecilotheria fasciata ein paar km entfernt in einer schmalen Höhle eines Baumes an einem Feldweg. Aufgrund der reichlichen Gespinnstproduktion bis in die umliegenden Blätter war der Unterschlupf leicht zu entdecken.
Auf dem ersten Blick in den Spalt des Baumes sah ich einige Nympfen mit ca. 0,5 cm Körperlänge. Weiter oben konnte ich dann auch das Weibchen sehen . Ende Oktober ist im nördlichen Teil von Sri Lanka noch Trockenzeit, jedoch setzt Mitte November der Monsun ein, so dass die Nympfen sich bei zunehmendem Nahrungsangebot verteilen werden.
Aus der Nähe:
Nympfen von Poecilotheria fasciata:
Muttertier:
Auch eine Argiope sp. teilte sich den Baum mit der Poecilotheria sp
Auf dem Weg nach Norden habe ich vor allem in den wenigen geringer besiedelten Gebieten so viele Bäume abgesucht, wie nur irgend möglich, jedoch konnte ich keine weiteren Tiere entdecken. In Anuradhpura konnte ich in einem Gebiet mit einem alten Baumbestand ein einziges Gespinnst entdecken, welches ggf. von einer Poecilotheria sp. hergestellt wurde, jedoch war das dazugehörige Tier nicht zu sehen, so dass ich letztendlich diese Spinnen dort nicht nachweisen konnte.
Nach dem Besuch der Sehenswürdigkeiten in Anuradhpura ging es Richtung Süden nach Sigiryia , wo eine der bekanntesten Touristenattraktionen in Form des Sigyria Rock steht. Da Ausländer 25 Dollar Eintritt zahlen müssen ( Einheimische 25 Cent ) , kann man auch den daneben stehenden Berg besteigen, von dem man dieselbe Aussicht hat - kostenlos
Der nächste Stop war der Hurulu Eco Park in der Nähe von Habarana 50 km südlich von Anuradhpura , wo ich die Möglichkeit hatte, trotz dem Vorkommen von Elefanten zu Fuß die Bäume bezüglich des Vorkommens von Vogelspinnen zu untersuchen. Der Baumbestand dort erscheint eigentlich wie geschaffen für Poecilotheria fasciata, jedoch konnte ich keine einzige Spur von den Tieren entdecken.
Letzendlich konnte ich insgesamt nördlich von Chilaw bis auf das eine Gespinnst in Anuradhpura keine P. fasciata nachweisen.
Hurulu Eco Park:
In kleinen Büschen fanden sich die Netze einer sozial lebenden Spinnenart ( Stegodyphus sp. ? )
Auch Agamen und diverse Geckoarten bewohnten die Bäume:
Auch einige Salticidae spp. lebten im Park:
..und natürlich Elefanten:
Nachts kamen dann wiederum andere Tiere zum Vorschein, so dass ich Bilder von dieser wunderschönen bodenbewohnenden Geckoart machen konnte ( verm. Hemidactylus sp. ). Diese Art lebte in Termitenbauten.
Die Geckos teilten sich das Habitat mit diesen bunten Grillen:
Diese Raubwanze erinnerte stark an Platymeris biguttatus aus dem südlichen Afrika, sie war nur ein wenig kleiner.
Spinne an ihrem Trichternetz lauert auf Beute:
Auch farbenfrohe Tausendfüßer tummelten sich an den Bäumen.
Der nächste Stop war die Bergwelt um Kandy. Im oben genannten Artikel wurden 2003 über 20 Tiere von der Tieflandform von P. subfusca im Gannoruwa Forest gefunden. Ein Tier sogar im daneben liegendem Dorf. Aus diesem Grunde wollte ich sehen, ob die Tieflandvariante von P. subfusca ( oder P. bara ) immer noch dort vorkommt . Den Wald gab es tatsächlich, so dass ich schon mal froh darüber war. Mit vereinten Kräften haben wir dann den gesamten Wald und nahezu jeden einzelnen Baum angesehen. Es zeigte sich keine einzige Vogelspinne weit und breit.
Interessant war, dass die Bewohner von Gannoruwa sich nicht daran erinnern konnten, jemals eine Poecilotheria sp. dort gesehen zu haben ( und auch an niemanden, der mal danach gesucht hat ). Das einzig Interessante dort war eine Araneae sp, welche direkt der Friedensbewegung entsprungen zu sein schien und eine winzige Fledermaus in einem Astloch.
Ein weiterer Ort in Kandy , der einen Besuch wert ist obwohl auch dort keine Poecilotheria sp. vorkommt, ist das Udawattakele Schutzgebiet. Neben einer großen Anzahl von Blutegeln und den üblichen Affen findet man dort eine Röhrenbewohnende Theraphosidae ( verm. Plesiophrictus tenuipes )
Mit einer maximalen Körperlänge von 3-4 cm ist diese Art eher klein, jedoch bei Störung sehr aggressiv. Die horizontal gegrabenen ca. 20 cm tiefen Unterschlüpfe konnten wie für an Hängen oder Wegrändern gefunden werden. Die Tiere kamen jedoch nur in einer sehr geringen Populationsdichte vor.
Das gleiche Habitat wird mit anderen nächtlichen Jägern geteilt:
Uropygi sp.
Amblypygi sp.
Sparassidae sp.
Centipede
Gasteracantha arcuata
weitere Gasteracantha sp.
Außerdem kommt in dem Schutzgebiet Mimosa pudica vor ; eine meiner Lieblingspflanzen zum Spielen:
Nach Kandy ging es weiter in die kleine Stadt Kitulgala , welche im Regenwald liegt. Dort ist es dauerhaft warm und sehr feucht mit nahezu täglichem Regenfall. Dort ist es möglich, Poecilotheria ornata in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten. Um die Tiere zu finden sollte man sich an einen der Führer wenden, die im Dorf neben dem Makandawa Regenwald leben. Die Leute dort kennen die Spinnen und man spart viel Zeit. Dieses ist auch nötig, denn die Tiere leben in einer sehr geringen Dichte, so dass zwischen den einzelnen Exemplaren ca. 20 Minuten Fußmarsch lag.
Poecilotheria ornata lebt in Baumhöhlen, die nach oben hin geschlossen waren. Bei Störung flüchteten die Tiere nach oben.
Habitat:
Unterschlupf einer adulten Poecilotheria ornata:
weiterer Bewohnter Unterschlupf einer Poecilotheria ornata :
Poecilotheria ornata lauert auf Beute in der Nacht:
Die Bewohner sagten mir, dass dieses Tier im September ca. 200 Jungtiere in ihrem Unterschlupf gehabt haben soll.
Die Spinnen waren schwer zu finden, da sie keinerlei Spinnseide in oder um den Unterschlupf hatten:
Auch Nephila pilipes bewohnt den Regenwald Sri Lanka
Nach den schönen Beobachtungen in Kitulgala ging es weiter in die Nähe von Nuwara Elyia. Aufgrund der Höhe ist es dort sehr kühl und bei meinem Besuch auch unangenehm windig. Die Temperaturen können nachts bis auf 0 Grad absinken. Trotzdem lebt dort Poecilotheria subfusca. Häufig bewohnen die Spinnen Zypressen, aber ich machte dort eine recht interessante Beobachtung. Es scheint, als ob die Tiere bezüglich des Unterschlupfes sehr anpassungsfähig sind. Beispielsweise fand sich ein adultes Tier in einem Baumloch. Es fand sich keine Spinnseide in oder um den Unterschlupf
Ein anderes Tier hat eine Spalte in einer Zypresse mit Spinnseide bedeckt und lebte darunter. :
Es war daher leicht, die Spinne zu fotografieren:
Am faszinierensten war jedoch, daß sich ein adultes Tier mit 2 juvenilen Tieren trotz reichlich vorhandener Bäume in einer Steinmauer eingenistet hatte.
Meiner Meinung nach einer der schönsten Poecilotheria sp.
Ich hatte weiter geplant, in dem kommenden Tagen in den Südosten Sri Lankas zu fahren, um dort Poecilotheria pederseni zu fotografieren. Aber leider mußte ich einige Zeit auf einem Polizeirevier verbingen, da der Fahrer , den ich mitsamt Auto gemietet hatte, meinte mich betrügen zu müssen. Dann hatte er sich auch noch am Folgetag verdrückt, so dass ich direkt an die Südküste nach Mirissa gereist bin und das Habitat von P. pederseni zwar gesehen, aber nicht abgesucht habe.
Interessant ist zum Abschluß zu erwähnen, daß Sri Lanka die weltweit höchste Todesrate nach Schlangenbissen hat. Nachdem ich eine schlecht gelaunte Kobra gesehen habe, glaube ich das gerne.