Thailand

Im Jahr 2007 , 2012 und 2015 bereiste ich große Teile Thailands, um neben den kulturellen Sehenswürdigkeiten vor allem die Lebensweise der dort vorkommenden Vogelspinnenarten zu dokumentieren. Obwohl gerade bezüglich Vogelspinnen viele der thailändischen Arten auch in Terrarien gehalten werden, gibt es doch noch immer wieder neue Arten zu entdecken. Leider konnte ich auf meinen Reisen durch viele Gespräche mit Einheimischen feststellen, dass Thailands Vogelspinnen über die Jahre in der Natur immer seltener werden. Über die Ursachen lässt sich spekulieren; ein Grund wird der in der Landwirtschaft zunehmende Einsatz von Pestiziden sein. Des weiteren stehen Vogelspinnen in einigen Regionen auch auf der Speisekarte der Menschen und gerade in touristisch erschlossenen Gegenden gibt das Sammeln der Tiere durch Ausländer den Populationen den Rest. Gerade deshalb ist es wichtig, auf den Kauf dieser Tiere als Wildfang zu verzichten, zumal die gängigen Arten regelhaft im Terrarium nachgezüchtet werden.

Der Lebenszyklus der Spinnen orientiert sich an den klimatischen Bedingungen des Landes. Grob kann man sagen, dass von Juli bis Oktober Monsunzeit ist. Dies ist die Zeit der Paarung. In der Trockenzeit von November bis ca. Mai findet Kokonbau und Schlupf der Jungtiere statt, welche sich dann mit Beginn der erneuten Regenzeit verteilen.

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Für Details zu den verschienden Orten und den gefundenen Spinnen in 2008 verweise ich auf meinen Artikel "Haplopelma Arten in Thailand - Beobachtungen zur Lebensweise" in der Arachne 13 (6), 2008.

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Zu meinen Beobachtungen bzgl. einer Phlogiellus sp. in der Provinz Krabi von Thailand ist ebenfalls ein Artikel in der Arachne im Januar 2013 erschienen.

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Der Norden des Landes an der Grenze zu Laos ist im Westen sehr hügelig und es gibt noch reichlich Wald, in dem sich verschiedenste Spinnenarten finden lassen.

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Findet man größere Lichtungen, so kann man dort eigentlich immer eine der größten Nephila Arten beobachten. Habitat Nephila pilipes

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Nephila pilipes

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Auch andere Radnetzspinnen leben in diesem Habitat. Zwischen Gräsern finden sich häufig Argiope spp. , welche man an dem typischen Stabiliment im Bereich des Netzes erkennen kann.

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Bei genauer Suche an Böschungen kann man in dieser Gegend auch die Unterschlüpfe von Vogelspinnen finden. Diese sind zumeist vertikal angelegt und recht schwer zu finden.

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Bewohner dieser Röhren ist eine große und schwarz gefärbte Chilobrachys sp. , welche bei Störungen sehr defensiv reagiert.

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Haplopelma spp. findet man in den bewaldeten Gegenden nur sehr schwierig. Diese Tiere findet man eher in Dörfern auf den Grundstücken der Bewohner. Etwas weiter östlich von Chang Mai im Norden Thailands konnte ich Haplopelma longipes finden. Hier das typische Habitat

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Der Boden ist im November knochentrocken. Die Röhren sind ca. 60-80 cm tief.

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Haplopelma longipes

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An der östlichen Grenze Thailands zu Laos haben die Haplopelma longipes eine etwas konstrastreichere Zeichnung und erscheinen etwas größer. Während ich auf meiner Reise 2007 auf oder an Reisfeldern keine Haplopelma spp. finden konnte, so war es 2015 mit Haplopelma longipes anders. Diese Tiere kamen recht häufig in den Wällen zwischen den Anbauflächen vor. Diese Wälle werden auch in der Regenzeit nicht überflutet. Habitat Haplopelma longipes im Osten Thailands:

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Eingang einer Wohnröhre in einem Wall zwischen den Bewässerungsflächen. Diese sind im November völlig trocken

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Weiterer Unterschlupf an typischer Stelle

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In der Nacht kann man die Spinnen neben potentiellen Beutetieren sehr gut beobachten. Bodenbewohnender Gecko

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Haplopelma longipes am Eingang ihrer Röhre

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In der letzten Zeit wurde des häufigeren über diverse " Farbformen " von Haplopelma longipes spekuliert. Durch die Hilfe meines guten Freundes Michael Erbguth konnten wir über ein Jahr den Zyklus ein und desselben Tieres in der Natur dokumentieren. Anhand der Bilder sieht man, wie sehr sich das Aussehen der Spinnen im Jahresverlauf ändert. Nach der Häutung vor Beginn der Regen - und Paarungszeit sind die Tiere dunkel und haben an den Beinen einen deutlichen Blauschimmer

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Nach der Paarung und in der Regenzeit nehmen die Spinnen viel Nahrung auf. Vor den Kokonbau zu Beginn der Trockenzeit sind sie sehr gut genährt

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Im Mai vor Beginn der Regenzeit verlassen die Jungtiere den Unterschlupf

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Vor der nächsten Häutung nach Beendigung der Reproduktion haben die Tiere ihr Erscheinungsbild erheblich verändert

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Auch Haplopelma longipes ist eine sehr defensive Art, die bei Störung mit den Beinen schlägt.

In den bewaldeten Gegenden Ostthailands kann man noch so manche Überraschungen ausmachen

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So fanden sich an Spalten in den Bäumen die Unterschlüpfe von baumbewohnenden Vogelspinnen. Leider ließen sich die Tiere tagsüber nicht fotografieren. Es handelte sich um eher kleine und dunkel gefärbte Tiere.

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Auch am Boden leben im Wald Vogelspinnen. Hier das typische Habitat einer Haplopelma sp. in dieser Umgebung

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Bei diesem Tier dürfte es sich um eine juvenile Haplopelma longipes handeln

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Eine weitere interessante Spinnenart in dieser Gegend waren Cyclosa spp. Diese Tiere sind durch den Einbau von Futterresten oder sonstigem Abfall in ihr Netz sehr gut getarnt. Auf diesem Bild befindet sich die Spinne genau in der Mitte ihres Netzes

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Begibt man sich vom Osten Richtung Zentralthailand , so kann man dort den Khao Yai Nationalpark besuchen. Im Park selber habe ich keine Vogelspinnen finden können.

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Jedoch kann man trotzdem tolle Beobachtungen machen , wie z.B. diese farbenfrohe Gasteracantha sp.

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Für Vogelspinnen muss man das Gebiet um den Park absuchen. Ein typisches Habitat sieht aus , wie im folgenden Bild.

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verschlossene Wohnröhre

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weitere Wohnröhre einer Vogelspinne

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In dieser Gegend Thailands kommt Haplopelma albostriatum vor

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Westlich von Bangkok liegt die Stadt Kanchanaburi, welche durch den Kwai River und der darüber verlaufenden Eisenbahnbrücke ein beliebtes Ziel für Touristen ist. Besucht man die Umgebung der Stadt, so hat man auch hier die Möglichkeit, Vogelspinnen zu finden. Auch hier leben die Tiere zumeist auf den Feldern oder in den Gärten der Dorfbewohner. Habitat

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Wohnröhre im sehr trockenen Boden in der prallen Sonne

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Diese Röhren waren ca. 80 cm tief:

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Der Bewohner an diesem Ort war eine Haplopelma lividum. Das Verbreitungsgebiet dieser Art erstreckt sich bis nach Myanmar.

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Noch weiter westlich von Kanchanaburi befinde sich der Erawan Nationalpark. Aus diesem wurde die Art Haplopelma minax beschrieben. Der Erawan Nationalpark ist bergig und mit Wald bedeckt. Aufgrund seiner Wasserfälle ist der Hauptteil sehr stark von Touristen besucht, wovon sich die Vogelspinnen jedoch nicht stören lassen. Leider kommt es auch hier immer wieder vor, dass Ausländer trotz striktem Verbot Spinnen fangen und illegal ausführen. Erawan Nationalpark:

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Geht man mit offenen Augen durch den Nationalpark, so kann man viele verschiedene Spinnentiere fotografieren. Die beste Zeit für Beobachtungen ist hierbei die Nacht. Gasteracantha hasselti

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Gasteracantha arcuata

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Nephilengys sp.

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farbenfrohe Sparassidae sp. , welche immer an demselben Baum in der Nacht auf Beute lauerte

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Bezüglich Vogelspinnen kann man im Erawan Nationalpark zwei Arten finden. Sehr opportunistisch unter Steinen, in Felspalten, in Röhren in Böschungen und sogar in Baumhöhlen lebt eine mittelgroße Chilobrachys sp. Typischer Unterschlupf der Chilobrachys sp. aus dem Erawan Nationalpark

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Dieses Exemplar fühlte sich bedroht

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Chilobrachys sp. Erawan

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Die Lebensweise von Haplopelma minax ist anders. Diese große Haplopelma Art legt ihre tiefen Röhren entweder in Böschungen oder direkt am Boden an. Die Eingänge sind sehr groß und unverwechselbar. Unterschlupf von Haplopelma minax:

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In der Nacht lassen sich diese wehrhaften Spinnen sehr gut beobachten und aus dem Unterschlupf locken

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Im November sind auch in dieser Gegend die Tiere kurz davor, ihre Kokons zu bauen.

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Haplopelma minax

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In diesem Video kann man sehen, wie vehement Haplopelma minax ihren Unterschlupf verteidigt.

Westlich vom Erawan Nationalpark gibt es noch weitere geschützte Gebiete, in denen Haplopelma minax interessanterweise nicht gefunden werden konnte. So konnte ich bei den Huai Mae Khamin Wasserfällen überhaupt keine Theraphosidae ausmachen, obwohl sich zahlreiche vielversprechende Löcher in dieser Gegend befanden.

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In diesen lebte jedoch eine große und auch sehr wehrhafte Macrothele sp.

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Nicht weit entfernt befindet sich der Sai Yok Nationalpark. Hier gibt es neben diversen Flüssen vor allem Wasserfälle zu besuchen, die aber bei weitem nicht so schön sind , wie die im Erawan Nationalpark. Sai Yok

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In Böschungen kann man viele Exemplare einer Chilobrachys sp. beobachten

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Die adulten Exemplare bewohnen tiefe Röhren im Wald

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Auch diese Tiere haben bei Störung sofort die typische Drohhaltung angenommen und haben mit den Beinen geschlagen.

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Begibt man sich in den Süden Thailands an die Küste der Adamanensee , so kann man sogar auf kleinen Inseln noch unerwartete Entdeckungen machen. Des weiteren finden sich unter den Inseln noch nahezu unbesuchte Plätze.

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Im Wald lassen sich auch bei Tag viele Tiere beobachten

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Tokeh Gecko

Rhabdophis subminiatus, eine Giftschlange, welche sich zumeist von Fröschen ernährt 

Auch Spinnen gibt es zahlreich. Neben Nephila und Gasteracantha spp. gehören Opadometa spp. mit zu den farbenprächtigsten

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Sehr farbenprächtig sind aber auch Vertreter der Gattung Salticidae.

Hier eine Hyllus sp.

Am schönsten war diese winzige aber farbenprächtige Salticidae

Auch Vogelspinnen gibt es zu entdecken. Sehr opportunistisch sowohl in Bäumen als auch in Böschungen lebt Phlogiellus moniqueverdezae., die an der gesamten Westküste Thailands weit verbreitet ist.

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Ich konnte sympatrisch mit dieser Phlogiellus sp. aber auch noch eine unbeschriebene Selenocosmiinae finden.

Habitat

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unbekannte Selenocosmiinae; diese Spinnen waren wesentlich größer als die Phlogiellus sp. in der direkten Nachbarschaft

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Phlogiellus moniqueverdezae und Selenocosmiinae sp. im gleichen Habitat

Bei meinem ersten Besuch habe ich erfolglos eine große Ornithoctonus sp. von der Insel Ko Phayam gesucht. Expemplare von der Nachbarinsel Ko Chang wurden 

vor einigen Jahren von einem Schmuggler und Vogelspinnenhändler nach Deutschland gebracht. Diese Art wird sehr groß und war extrem schwer zu finden.

Ich benötigte 2  Wochen , um ein einziges Exemplar ausfindig zu machen.

 

Spinne in der Nacht an ihrer Röhre 

 

Noch weiter südlich in der Krabi Provinz kann man eine der schönsten Vogelspinnenarten Thailands aufsuchen. Auch die Landschaft ist atemberaubend.

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Leider ist viel von der natürlichen Vegetation gerodet worden und ein Großteil wird von Palmölplantagen bedeckt.

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In den Plantagen gibt es nicht mehr viele Tiere zu finden. Es haben sich jedoch einige Spinnen auch diesem Lebensraum angepasst. An Böschungen kann man eine orthognathe Spinne finden, die in selbst gegrabenen Röhren lebt.

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Hierbei könnte es sich um eine Macrothele sp. handeln

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Ein weiterer Bewohner ist wiederum Phlogiellus moniqueverdeaze, welche in der Rinde der Palmen lebt. Diese Vogelspinnen finden sich

teilweise in hoher Populationsdichte

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Die Tiere lassen sich auch am Tage aus dem Unterschlupf locken

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adulte Phlogiellus moniqueverdezae aus der Krabi Provinz

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Eine der schönsten Vogelspinnen Thailands ist Ornithoctonus aureotibialis. Diese Art ist leider aufgrund von Habitatzerstörung und auch das Sammeln und illegalen Export für den Haltung in Gefangenschaft extrem selten geworden. Auf den Kauf solcher Tiere als Wildfang sollte konsequent verzichtet werden. Ornithoctonus aureotibialis ist im wesentlichen in intakter Natur zu finden. Wobei weiterhin Bäume für die Schaffung von Palmölplantagen gerodet werden.

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Röhre einer Ornithoctonus aureotibialis

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adultes Tier lauert auf Beute in der Nacht

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Das herauslocken der Tiere am Tag ist eine Ausnahme. Diese Art ist sehr scheu und zieht sich bei geringster Störung in den Unterschlupf zurück

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juveniles Tier

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