Im Jahr 2007 war ich im Oktober für einen Monat in Thailand um neben den kulturellen Sehenswürdigkeiten vor allem Haplopelma spp. in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten. 2012 war ich vor und nach einer Reise durch Laos erneut in Thailand und konnte einige weitere Beobachtungen zu Vogelspinnen machen, welche auf dieser Seite eingefügt habe. Im Oktober beginnt in Thailand die Trockenzeit nach Ende des Monsuns.

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Für Details zu den verschienden Orten und den gefundenen Spinnen verweise ich auf meinen Artikel "Haplopelma Arten in Thailand - Beobachtungen zur Lebensweise" in der Arachne 13 (6), 2008.

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Zu meinen Beobachtungen bzgl. einer Phlogiellus sp. in der Provinz Krabi von Thailand ist ebenfalls ein Artikel in der Arachne im Januar 2013 erschienen.

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Nach meiner Ankunft in Bangkok bin ich sogleich in den Norden des Landes nach Chiang Mai gereist. Diese Stadt ist bekannt für ihre große Anzahl an verschiedenen Tempeln.
Hier einige Beispiele:

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Ich hatte in Chiang Mai nur wenig Zeit, um nach Spinnen zu suchen. Aus der Gegend ist Haplopelma minax beschrieben, allerdings habe ich diese auf meinem kurzen Ausflug in der Gegend nicht gefunden. Ein sehr schöner Ort in der Gegend von Chiang Mai zum Beobachten der in ganz Südostasien vorkommenden Nephila pilipes ist der Monthanthan Wasserfall.

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Die Spinnen findet man vor allem an den Strommasten, welche an der Zugangsstraße zu dem Wasserfall stehen. Nephila pilipes besticht durch ihre bunte Färbung und Größe.

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Nephila pilipes von der Unterseite:

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In der Nähe des Wasserfalls kann man auch noch andere Radnetz bauende Spinnen entdecken wie z.B. diese Argiope sp.

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Hier noch ein Blick auf das Areal um den Wasserfall. Bei ausreichend Kondition kann man auch den Aufstieg bis zu dem Beginn des Falls machen. Da ich schon 15 km Fußmarsch hinter mir hatte, verzichtete ich darauf.

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2012 habe ich in der Gegend um Chiang Mai eine relativ große Chilobrachys sp. finden können, die bei Störung sehr defensiv reagiert hat.

Habitat:

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Verschiedene Wohnröhren, die allesamt vertikal in Böschungen angelegt waren.

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Diese Chilobrachys sp. fand sich in den Röhren:

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Macht man sich zurück auf den Weg nach Chiang Mai, so kann man an kleinen Ständen seinen Hunger mit diversen Heterometrus sp., Schaben oder Froschhäuten stillen..

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Nach Chiang Mai bin ich mit dem Zug zurück nach Süden gefahren, um in der Nähe von Kanchanaburi den Erawan Nationalpark zu besuchen. Kanchanaburi ist bekannt durch den Kwai River und den Film " Die Brücke am River Kwai ". Auf der Zugfahrt konnte man noch einige schöne naturbelassene Landschaften sehen.

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Aus dem Erawan Nationalpark ist die Röhren bewohnende Vogelspinnenart Ornithoctonus costalis beschrieben. Des weitere wollte ich sehen, ob es eventuell noch andere Arten von Vogelspinnen in diesem Nationalpark gibt.

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Die Hautpattraktion ist ein mehrstufiger Wasserfall mit glasklarem Wasser, in dem viele Touristen gerne baden gehen. Man darf sich daher nicht wundern, dass einem mitten im Wald plötzlich Leute in Badehose begegnen. Man kann sich aber auch fernab der üblichen Pfade bewegen und stößt dann auch relativ leicht auf die ersten Anzeichen von Vogelspinne. In den unten gezeigten Felsen lebte eine sehr scheue Chilobrachys sp. , die sich leider nicht vernünftig fotografieren ließ. Efreulicherweise stellte mir aber mein guter Freund Michael Erbguth ein Bild dieser Spinnen zu Verfügung, die er 2012 dort fotografiert hat.

Lebensraum der Chilobrachys sp. im Erawan Nationalpark:

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Eingang eines Unterschlupfes:

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Chilobrachys sp. aus dem Erawan NP

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Kurz darauf fand ich die typischen Eingänge der Wohnröhren von Ornithoctoniae. Diese waren vereinzelt im abschüssigen Waldboden zu finden. Da die Röhren sehr tief waren und ich die Tiere am Tage nicht aus den Röhren locken konnte, gelang es mir nicht, diese zu fotografieren. Bei den Bewohnern dürfte es sich aufgrund der Größe der Eingänge und dem Fundort wahrscheinlich um eine Haplopelma sp. handeln.

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Der Eingang zur Wohnröhre ist in der Mitte des Bildes vor dem Bambus zu erkennen:

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Aus der Nähe:

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Der Nationalpark hat jedoch auch noch andere Spinnenarten zu bieten, wie z.B. diese Gasteracantha sp.

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Ich habe in den folgenden Tagen auch die Umgebung von Kanchanaburi besucht und bin durch die verschiendenen kleinen Dörfer gefahren. Ich hatte mir in Bangkok auf Thailändisch das Wort für " Vogelspinne " sagen lassen und auch aufschreiben lassen, dass ich Spinnen suche. Dieses war ganz hilfreich, denn auf den Dörfern spricht niemand englisch. Ich habe einfach die Leute gefragt, ob sie irgendwo Vogelspinnen gesehen hätten und gleich im ersten Dorf war ich erfolgreich.

Die Landschaft rund um Kanchanaburi besteht meist aus Zuckerrohrfeldern, welche von einzenen Hügeln durchsetzt sind :

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Die Vogelspinnen in meinem ersten Dorf lebten gleich hinter den Häusern der Leute. Hier hatte man auch das richtige Equipment , um einmal ein Exemplar auszugraben. Für mich war das sehr spannend, da ich überhaupt nicht wußte, was für eine Art mich erwarten würde. Die Tiere bauen Wohnröhren, die ca. 1 Meter tief sind. Der Boden ist knochentrocken und hart. Nur am Grund der Wohnröhren ist etwas Restfeuchtigkeit im Erdreich vorhanden. Auch bei den anderen von mir gefundenen Haplopelma spp. waren die Wohnröhren niemals an einer Stelle mit hoher Feuchtigkeit und schon gar nicht an Rändern von Reisfeldern, wie es anderen Stellen im Intenet vor Jahren publiziert wurde. Des weiteren bauen die Tiere im November ihre Kokons, also zur Trockenzeit. Die Verpaarung findet vor der Regenzeit statt.

Auf dem folgenden Bild sieht man den Eingang der Wohnröhre:

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Der Hausherr persönlich übernahm den schwierigen Teil. Ohne die Hacke hätte man den Boden nicht aufgraben können.

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Letztendlich verbarg sich eine dicke Haplopelma lividum in diesem Loch.

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Nach der spannenden Zeit in und um Kanchanaburi bin ich in den Khao Yai Nationalpark westlich von Bangkok gefahren. Dieser Nationalpark besteht aus einem der größten zusammenhängenden Regenwälder Asiens und es kommen sogar noch wildlebende Tiger in diesem vor.

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Regenwald des Nationalparks:

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In diesem Nationalpark herrscht auch in der Trockenzeit eine hohe Feuchtigkeit auf dem Boden und so habe ich wie erwartet während meines Aufenthaltes dort keine Vogelspinnen gefunden. Aber ein Besuch lohnt sich alleine wegen der anderen Tiere ( auch Spinnen ) auf jeden Fall.

Gibbon:

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Andere Affen kommen zum Abend gerne an die Straße:

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Eines der Highlights der Reise war es, einen  Python reticulatus in freier Wildbahn zu sehen:

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Auch im Khao Yai Nationalpark gibt es verschiedenen Gasteracantha sp., wie z.B. dieses Tier:

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Des weiteren lebt dort auch Gasteracantha arcuata. Ich konnte gleich nebeneinader Tiere mit einer gelben oder rötlichen Grundfärbung finden.

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Ein faszinierendes Naturschauspiel kann man jeden Abend um die gleiche Zeit in der Nähe des Nationalparks beobachten. Es gibt dort eine Höhle , in der ca. 2 Millionen Fledermäuse leben. Jeden Abend bei Einbruch der Dämmerung verlassen die Tiere die Höhle und fliegen in einer langen Reihe in den Nationalpark zum Jagen. Insgesamt dauert es fast 2 Stunden, bis alle Fledermäuse die Höhle verlassen haben.

Dieses Video soll einen kleinen Eindruck davon vermitteln:

 

In der Nähe des Nationalparks sollte ich jedoch doch noch Vogelspinnen finden. Ich bin wieder über die Dörfer gefahren  und wurde letztendlich zu einer Versuchsfarm der Universität von Bangkok gebracht, auf der man neue  Anbaumethoden von Pflanzen testet. Hier sollte es Vogelspinnen geben, so wurde mir bestätigt. Wo diese lebten, war umso überraschender, denn die erste hatte sich direkt dort einquartiert, wo ich parkte.

Direkt neben den 2 Personen auf dem Bild ist eine Wohnröhre einer Haplopelma sp.

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In der Bildmitte erkennt man den mit Spinnseide verschlossenen Eingang:

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Noch mal aus der Nähe:

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Verständlicherweise war der gepflegte Rasen vor dem Haupthaus eine etwas ungünstige Stelle zum Graben und daher mußten wir woanders noch nach weiteren Wohnröhren suchen. Die Suche nach Vogelspinnen war für die Arbeiter eine willkommene Abwechslung und da die Wohnröhren im höheren Gras kaum zu sehen sind, war ich über die Hilfe sehr dankbar.

Auf der Suche nach den Spinnen:

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Hier lag das Versteck einer Haplopelma sp.

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Eingang der Wohnröhre:

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Spannend war natürlich für mich, welche Spinnenart sich hier verbirgt. Es zeigte sich, dass in diesem Gebiet Haplopelma albostriatum lebt.

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Obwohl die Arbeiter mit Vogelspinnen eigentlich nichts zu tun haben und sich ansonsten herzlich wenig dafür interessieren , konnte doch jeder die äußerst aggressiven Tiere ohne weiteres gekonnt aufnehmen. Außerdem wußte jeder zu erzählen, dass die Bisse sehr schmerzhaft sind.

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Mein weiterer Weg führte wieder in den Norden Thailands nach Nhong Khai, der Grenzstadt zu Laos in der man über die "Friendship Bridge" den Mekong Fluß überqueren kann, um nach Laos zu kommen. Ich war vor allem aufgrund des Loi Krathong Festes ( Lichterfest ) hier, bei dem aus Blumen und anderen Pflanzen zusammengesetzte kleine Boote mit einer Kerze auf Seen und Flüsse gesetzt werden. Auf dem Mekong Fluss war dies ein toller Anblick. Insgesamt ist dies eines der größeren Feste in Thailand.

Ein kleiner Eindruck vom Loi Krathong Fest:

 

An den folgenden Tagen bin ich wieder durch die Umgebung gefahren und habe Leute nach Spinnen gefragt. Hier war es interessant zu erfahren, dass die Dorfbewohner alle Vogelspinnen kannten und auch sagten, dass diese früher zahlreich vorgekommen seien. Aber irgendwann habe man angefangen, diese zu essen und jetzt sind diese nur noch selten zu finden. Ich traf letztendlich  in einem Dorf zwei Herren, die am frühen Nachmittag dank selbstgebranntem Reisschnaps und etwas Bier schon etwas lallten. Diese erzählten mir, dass hinter ihrem  Haus auf jeden Fall eine Vogelspinne leben würde. Es fand sich wieder in einem absolut trockenem Boden eine Wohnröhre und wieder war  ich gespannt, welche Art in dieser Gegend vorkommen würde.

Lebensraum der Haplopelma sp.

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Eingang der Röhre:

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Auch hier zeigte wieder eine andere Haplopelma sp. Es dürfte sich an dieser Stelle um Haplopelma longipes handeln.

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Man kann anhand der aufgegrabenen Erde erkennen, in was für einer trockenen Umgebung die Tiere leben:

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Dieser Fund war natürlich ein weiterer Grund, eine kleine Feier zu veranstalten ...

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2012 reiste ich auch in den Süden in die Provinz Krabi. Neben schönen Stränden gibt es noch wenig Restwald und vornehmlich Palmölplantagen. In einer dieser Palmölplantagen konnte ich überraschend eine Phlogiellus sp. finden, die in der Plantage  arboreal lebte. In anderen Plantagen in der Umgebung fanden sich keine Tiere; in der beschriebenen mehrere hundert.

Hier die besagte Plantage:

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Die Spinnen lebten im Durchschnitt in ca. 1 m Höhe zwischen der Rinde der Ölpalmen. Ihre Gespinnste haben die Tiere mit abgestorbenem Pflanzenmaterial erweitert

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Phlogiellus sp.

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Etwas weiter entfernt konnte ich ein einziges Exemplar in einer Röhre an einer Böschung entdecken. Dieses entspricht im wesentlichen der bis dahin bekannten Lebensweise der Tiere

Habitat:

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Phlogiellus sp. am Eingang der Wohnröhre:

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Mit einem einem kleinen Stock oder Grashalm kann man die Tiere leicht herauslocken:

 

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