2004 und 2006 war ich in Südafrika. Primär war ich dort zum Arbeiten, ich habe aber dennoch versucht, in meiner Freizeit möglichst viel von der Umgebung zu sehen und nach Spinnen zu suchen. Bezüglich Spinnen ist der Süden des Landes vielfältiger als der Norden und durch meinen Aufenthalt in East London habe ich vor allem die Gegend zwischen Kapdstadt und Durban bereist.
Einen Artikel von mir zur Lebensweise und Kokonbau von Harpactira guttata im natürlichen Habitat gibt es in folgender Ausgabe der Arachne:
Zur Nachbestellung bitte hier klicken:www.dearge.de/arachne/nachbestellung.php#a2005
Für einen Überlick über die zahlreichen in Südafrika vorkommenden Harpactirinae kann ich unbedingt das kürzlich erschienene Buch von Patrick Gildenhuys empfehlen. Eine Leseprobe gibt es hier: www.baboonspiders.co.za/
Als Startpunkt einer Reise nach Südafrika empfiehlt sich Kapstadt im Südwesten des Landes. Trotz der Tatsache, dass es sich um eine Großstadt handelt, kann man sogar in Kapstadt selber um den Tafelberg herum Spinnentiere beobachten.
Kapstadt
Tafelberg
Auf einem kleinen Hügel in der Nähe des Hafens ( Lion Head ) kann man unter Holzstücken sehr viele Latrodectus geometricus finden. Im Gegensatz von in Terrarien nachgezogenen Tieren, die ich bisher sehen konnte, sind die Tiere in Südafrika wesentlich größer. Latrodectus geometricus konnte ich aber nicht nur in Kapstadt , sondern auch im gesamten Western Cape finden. Am häufigsten sind die Tiere am Boden unter Holzstücken oder Steinen zu finden, die etwas vom Boden hochragen.
Habitat von Lactrodectus geometricus in Kapstadt:
Latrodectus geometricus ist anhand der Kokonform von anderen Larodectus spp. zu unterscheiden:
Im gleichen Habitat konnte ich unter Steinen und Holzstücken auch Gandamameno sp. finden. Diese Spinnen bauen sich schlauchförmige Röhren aus Gespinnst und leben sehr versteckt. Weibchen erreichen ca. 1,5 cm Körperlänge
Bevor ich genauer auf einen besonders interessanten Genus südafrikanischer Spinnen eingehe, möchte ich eine in dieser Region vorkommenden Schabenart vorstellen. Die "Cape Mountain Cockroach" Aptera fusca ist mit ca. 4 cm Kl bei den ungeflügelten Weibchen eine recht große Schabenart. Die geflügelten Männchen sind etwas kleiner. Das Interessante an den Tieren ist, dass die Weibchen bei der Reproduktion ihre Jungen für eine Weile beschützen sollen. Des weiteren können die Tiere bei Bedrohung Laute von sich geben. Ich habe die Tiere nicht nur in der Cape Region, sondern auch wesentlich weiter östlich in der Nähe von Knysna finden können.
Weibchen von Aptera fusca:
Eine im südlichen Afrika verbreitete Gattung Spinnen , welche dort unter dem Namen "Rain Spiders" bekannt ist, verdient aufgrund ihrer besonderen Fortpflanzungsmethode eine besondere Betrachtung. Die Rede ist von der Gattung Palystes, die zu der Familie der Hetropodidae gehört. In Südafrika gibt es insgesamt 15 Spezies, die anhand der Geschlechtsorgane der Männchen und Weibchen in 3 Gruppen aufgeteilt werden können. Zur ersten Gruppe ( Castaneus Gruppe ) aus dem Western Cape kann man 3 Spezies zählen. Die Lunatus - Gruppe mit 6 Spezies kommt im Eastern Cape, im inneren Western Cape, in der Transkei und Lesotho vor. Die dritte und letzte Gruppe ( Superciliosus - Gruppe ) beinhaltet 6 Spezies aus dem östlichen und südlichen Afrika.
Die Arten mit der weitesten Verbreitung im Western und Eastern Cape sind Palystes castaneus und Palystes superciliosus. Palystes spp. sind nächtliche Jäger, die sich am Tage hinter Baumrinde, Steinen etc. verstecken und keine Netze o.ä. als Unterschlupf benutzen. Ich konne selber beobachten, dass Palystes sp. jede Nacht immer wieder die gleichen Verstecke aufsuchten und somit sehr ortstreu sind.
Sowohl Palystes castaneus als auch Palystes superciliosus benutzen bei der Reproduktion für den Kokonbau Blätter, Zweige und andere ähnliche Materialien, um daraus einen fest mit Spinnseide umgebenen Ball zu formen. Dieser wird dann entweder zwischen Dornsträuchern frei hängend befestigt oder z.B. frei an einen Felsen gehängt. Die weiblichen Tiere bleiben in der Nähe des Kokons und reparieren ihn , falls Beschädigungen auftreten. Bei P. superciliosus dauert es ca. 17 Tage , bis im Inneren die Jungspinnen schlüpfen und weitere 4 Tage, bis sie den Kokon verlassen ( Warren, 1926 ). Die Tiere verbleiben noch einige Tage auf dem Kokon und werden während dieser Zeit von dem Muttertier gegen mögliche Feinde verteidigt. Es wurde beobachtet, dass P. superciliosus während ihrer Lebenszeit von ca. 18-24 Monaten in mehreren Kokons ca. 800 Eier legt. Die Zeit vom Schlupf bis zum adulten Tier soll in Gefangenschaft ca. 10 Monate betragen. Literaratur: P.M.C. Croeser , 1996 " A revision of the African spider genus Palystes , L. Koch, 1875 "
Hier verschiedene Bilder von Palystes spp. Kokons:
Jungspinnen im geöffneten Kokon:
Palystes cf superciliosus
Ein weiterer netter Ort im Western Cape in Richtung Osten ist Swellendam. Gleich in der Nähe liegt das Marloth Nature Reserve entlang der Langeberg Mountains:
Zur Suche nach Vogelspinnen bietet sich die umliegende Landschaft an. Im folgenden Bild ein typisches Habitat einer Harpactira sp., die rund um Swellendam verbreitet ist.
Es gibt zwei verschiedene Harpactira spp. in der Umgebung , eine kleinere lebt unter Steinen in flachen mit Gespinnst verkleideten Mulden unter Steinen, eine größere Art gräbt tiefe Röhren in den Boden.
In einem solchen Habitat findet man fast immer Vogelspinnen:
Die Ausgänge der Unterschlüpfe sind von Außen eigentlich nicht zu erkennen:
Nach Entfernung des gleichen Steines:
Ausgang einer Wohnröhre:
Hier eine der unter Steinen lebenden Harpactira sp.:
juveniles Tier:
Auf dem folgenden Bild erkennt man ein adultes Tier, welches den Ausgang des Unterschlupfes in einem Grasbüschel angelegt hat. Man erkennt auf dem Rücken des Tieres einen der Feinde von freilebenden Vogelspinnen - eine Larve einer Ichneumonidae ( Schlupfwespe ).
Auf dem Video erkennt man, dass diese Harpactira sp. nicht allzu groß wird:
Auf der Suche nach Spinnen und beim Umdrehen von Steinen findet man häufig auch andere Tiere, die sich am Tage verstecken.
Auch in Swellendam konnte ich Latrodectus geometricus finden.
Des weiteren leben in dieser Region verschiedene Arten von Skorpionen:
Eine hier verbreitete recht bizarre Spinnenart sind Palpimanidae. Diese Tiere haben ein stark verlängertes erstes Beinpaar und ernähren sich hauptsächlich von anderen Spinnen. Interessant sind die Drohgebärden der nicht mal 1 cm kleinen Spinnen. Sie richten ihr erstes Beinpaar auf und reiben ihre Chelizeren aneinander. Damit scheinen sie die im gleichen Habitat vorkommenden Solifugidae nachzumachen, die ein ähnliches Drohverhalten zeigen.
Palpimanidae sp.
Drohgebärde:
Auf diesem Video mit leider schlechter Qualität kann man erkennen, wie das Tier die Chelizeren bei Bedrohung bewegt:
Dieses ist eine Solifugidae sp. aus dem gleichen Habitat:
Des weiteren findet man auch eine sehr agrressive Ameisenart rund um Swellendam. Die sehr Tiere haben ein stark behaartes rotes Abdomen mit vereinzelten schwarzen Punkten. Es handelt sich um die Art Camponotus fulvopilosus:
Auch diese Schildkröten leben zahlreich in der von mir besuchten Gegend:
Auf dem Weg nach Osten entlang der Küste erreicht man irgendwann das nette Städtchen Knysna. Hier liegt eine völlig andere Vegetationsform vor mit dichten Wäldern. Eine der Hauptattraktionen ist der Tsitsikamma Nationalpark. In Knysna kann man neben vielen Araneus spp. vor allem verschiedenste Frösche finden. In der Nacht veranstalten die Riedfrösche in der Nähe von Gewässern einen Höllenlärm:
Landschaft auf dem Weg nach Knysna:
Für diesen Felsen passt der Name " Babbons Head " ausgezeichnet...
Araneae spp. aus den Wäldern um Knysna:
Ungefähr in der Mitte der Strecke zwischen Kapstadt und Durban liegt die Küstenstadt east London. Hier habe ich die meiste Zeit meines Aufenthaltes verbracht und meine recht spärliche Freizeit für Ausflüge in die Umgebung genutzt. Die Gegend um East London ist nicht nur zunehmend stark besiedelt, sie wird auch mehr und mehr touristisch erschlossen. In der Umgebung von East London fand ich 2004 Harpactira guttata. Im gleichen Habitat war bereits 2006 ein Golfplatz errichtet worden:
Habitat Harpactira guttata:
Die Tiere bauen nur ca. 20 cm tiefe Röhren schräg in den Boden. Umliegende Gräser, Blätter etc. werden in den Eingang mit eingesponnen.
Typischerweise für Harpactira spp. werden die Kokons wie eine Hängematte aufgehängt:
Harpactira guttata Weibchen
Harpactira guttata Männchen
Auf dem weiteren Weg in Richtung Durban passiert man die sogenannte Wild Coast; eine nicht sehr dicht besiedelte und sehr ursprüngliche Landschaft. Entlang der Wildcoast gibt es wirklich schöne Stellen, die unbedingt einen Besuch wert sind. Einen Eindruck sollen die beiden folgenden Videos vermitteln:
Je weiter man sich nach Osten begibt, desto wärmer und feuchter wird das Klima. Während ich im Western Cape keine Gasteracantha spp. finden konnte, kommen diese schönen Spinnen ab East London in Richtung Osten regelmäßig vor.
Man kann u.a. in unmittelbarer Nähe zueinander von einer Art zwei verschiedene Farbformen finden:
weitere Gasteracantha sp.
Landschaft um Durban:
Habitat von Cyrthophora spp. mit ihren zeltähnlichen Netzen:
In dieser Umgebung kommen ebenfalls Amblypygi vor. Diese fand sich am Boden unter einem Stein:
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus diesem faszinierenden Land, in dem es viel zu entdecken gibt.
Auch der Spass kam hier nie zu kurz....